Gotisches Angelhaus im Schlossgarten Berlin-Charlottenburg

Gartenarchäologie

Informationen

Projekt

Gotisches Angelhaus im Schlossgarten Berlin-Charlottenburg

Aufgaben

Archäologische Lokalisierung und Vermessung

Auftraggeberin

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg

Fachbehörde/Institution

Landesamt für Denkmalpflege Berlin, Technische Universität Berlin Fachbereich Historische Bauforschung und Baudenkmalpflege 

Ergebnisse

Im Vorfeld der Instandsetzung der Spreemauer im Bereich des Schlossgartens Charlottenburg wurde im Juni 2024 eine archäologische Prospektion mit dem Ziel durchgeführt, die genaue Lage und den Erhaltungszustand der Fundamente des Gotischen Angelhauses festzustellen. Dabei kamen vor Ort zwei Baubefunde aus Rüdersdorfer Kalkstein zu Tage, die als  Abschnitt der historischen Kaimauer und als das Fundament des Gotischen Angelhauses identifiziert werden konnten. Die stratigraphische Situation bestätigte, dass beide Strukturen zeitgleich erbaut worden sind, so dass von einer Errichtung im Jahr 1788 oder kurz danach ausgegangen werden kann.


Eine CAD-basierte Rekonstruktion des Grundrisses zeigte außerdem, dass bei der Errichtung der ursprüngliche Entwurf von Carl Gotthard Langhans maßgetreu ausgeführt worden ist. Dabei
gründeten jeweils zwei Pfosten der Pfahlbaukonstruktion auf dem flachen Kalksteinfundament sowie auf der tiefgegründeten Ufermauer, während vier Pfosten direkt im Spreebett verankert wurden. Somit befanden sich über zwei Drittel des Pavillons über dem Wasser, was ihm in der Fernsicht eine geradezu schwebende Anmutung verliehen haben dürfte. Teilrückbau und Abbruch der beiden Bauwerke erfolgten in nach Ausweis von schriftlichen Quellen im Jahr 1890 im Zusammenhang mit der flussseitigen Verlegung des Spreeufers.


Das während der gartenarchäologischen Untersuchung geborgene Fundinventar gibt Auskunft über Konstruktion, Ausstattung und Farbigkeit des Langhans-Pavillons. Als Verbindungselemente des hölzernen Lattenwerks der Leichtbaukonstruktion kamen neben handgeschmiedeten Nägeln und Nieten auch Holzschrauben mit Vierkantkopf zum Einsatz -  eine technische Innovation, die Ende des 18. Jahrhundert aus
England nach Preußen eingeführt worden ist.


Weitere Objekte lassen sich mit der Fenstertechnik des Angelhauses in Verbindung bringen. Dafür waren mehrteilige Schubstangenverschlusssysteme verwendet worden, die es ermöglichten, die im Angelhaus verbauten hohen Fenstertüren samt Läden gleichzeitig zu öffnen und zu schließen. Kalkputzreste mit einem rötlichen und ockerfarbenen Farbauftrag zeigen eine starke Ähnlichkeit zur Gestaltung der Gotischen Bibliothek, einem massiv ausgeführten Pavillon, der 1793/94 am Heiligen See in Potsdam ebenfalls nach einem Langhans-Entwurf errichtet worden ist.


Hinweise auf ältere Vorgängerbauten, wie das 1710 erbaute Chinoise Angelhaus, konnten während der aktuellen Prospektion nicht erfasst werden. In Hinblick auf das Achsensystem, das der Geometrie des Charlottenburger Barockgartens zu Grunde liegt, ist ein Standort in südöstlicher Richtung zu vermuten.

Zeitraum


2024


Literatur

Kerstin Geßner, Annett Dittrich: Berlin-Charlottenburg, Schlossgarten: Gotisches Angelhaus - Gartenarchäologische Prospektion, Archäologischer Abschlussbericht 2024 (online publiziert bei www.academia.edu)

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